23. Jugendvideopreis Sachsen-Anhalt – Die Preise wurden vergeben

6 junge Kurzfilme gewinnen beim 23. Jugendvideopreis Sachsen-Anhalt

350 begeisterte Zuschauer, 28 nominierte Filme und sechs glückliche Gewinner: am Sonntag, dem 26.11. wurden beim Jugendvideopreis Sachsen-Anhalt im Schauspielhaus Magdeburg bereits zum 23. Mal junge Filmemacherinnen und Filmemacher des Landes ausgezeichnet. Das mehr als sechsstündige Programm umfasste alle Genres: fantasievolle Schülerproduktionen, spannende Spielfilme, anspruchsvolle Dokumentarfilme, Musikvideos mit selbstgemachter Musik, überraschende Experimentalfilme und aufwändige Animationen.

„Prairie fire“ und „Fate mashine“ gewinnen in der Kategorie der Fortgeschrittenen
Den ersten Preis in Höhe von 900 Euro gewann der Stop-motion-Film „Prairie fire“ des 23jährigen Jannis Fahrenkamp, Student an der Burg Giebichenstein in Halle. Der 7minütige Film beruht auf der Geschichte der ehemaligen linksradikalen Terroristin Linda Coleman, die in den 1970er Jahren in einer Gruppe Terroranschläge in den USA verübte und später aus Gewissensgründen ausstieg. Die Juroren und Filmemacher Marco Gadge, Peter Benedix und Maren Kießling zeigten sich einhellig begeistert vom filmischen Verständnis, dem Ideenreichtum, und dem Horizont des jungen Regisseurs, dem es cinematografisch höchst anspruchsvoll und mit ungeheurem Fleiß gelingt, eine Atmosphäre zu schaffen, die tief in den Zeitgeist der 70er Jahre eintaucht.

Der zweite Preis in Höhe von 300 Euro in der Kategorie „Fortgeschrittene“ ging an den Film „Fate mashine“, der im Filmcamp Arendsee von Simon Spielmann und weiteren Jugendendlichen gedreht wurde. Der 2-Personen-Film erzählt die Geschichte eines verrückten Wissenschaftlers, der eine Maschine erfindet, die die eigene Zukunft vorhersagt. Die Jury lobte vor allem die Reeinszenierung eines klassischen Film noir und das selbstbewusste Spiel mit filmischen Genres.

Eine lobende Erwähnung erhielt ein in vielerlei Hinsicht herausragender Film: „Hoffnung“, ein 15minütiger Spielfilm von Zaitur Rahman Khan, Diyana Hassan, Ali al Akel, Jiyan Hassan und Salah Alhaji, die alle in den vergangenen Jahren als Flüchtlinge nach Deutschland kamen. Das Drehbuch beruht auf der wahren Geschichte des jungen Pakistani Zaitur Rahman, der auch die Hauptrolle spielt. Sein größter Traum ist es, Künstler zu werden. Da in der fundamentalistisch-muslimisch geprägten Region Pakistans, in der er lebt, Kunst keinen Platz hat und er fortwährend von der Dorfgemeinschaft bestraft wird, entschließt er sich zur Flucht nach Europa. Die Jury lobte vor allem die schauspielerische Leistung des Hauptdarstellers und Drehbuchautors sowie den Mut der jungen Filmemacher_innen, die mit einfachen Mitteln eine Geschichte erzählen, die unter die Haut geht. Die Geschichte berührte Publikum und Jury umso mehr als der 25jährige Zaitur Rahman, der fließend Deutsch spricht und als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling bereits mehrere Jahre in Österreich verbrachte, vor kurzem die endgültige Ablehnung seines Asylantrages erhielt und nun jederzeit mit einer Abschiebung rechnen muss.

„Der letzte Brief“ und „Beloved Sam“ gewinnen in der Kategorie „Newcomer“
In der Kategorie „Newcomer“ ging der erste Preis in Höhe von 500 Euro sowie der Publikumspreis an den 17jährigen Robert Hirschmann und sein 7-köpfiges Team aus Sülzetal für die knapp 4-minütige Realfilm-Scherenschnitt-Animation „Der letzte Brief“. Der Stummfilm erzählt von einer Feuerpause im Krieg, in der sich ein junger Soldat mit seinen Kameraden am Feuer ausruht und einen Brief an seine Geliebte schreibt. Juror und Filmemacher Florian Ziegler lobte vor allem das gelungene formale Experiment, „in dem mit ganz einfachen Mitteln und auf besonders kreative Art und Weise ein Kriegsschauplatz lebendig wird, der den Zuschauer emotional berührt und kunstvoll in die Szenerie einlädt.“

Über den 2. Preis in Höhe von 300 Euro freut sich das 10-köpfige Filmteam von „Beloved Sam“ aus dem queeren Magdeburger Jugendtreff „COME IN“. Erzählt wird die Geschichte von David und Sam, die sich in einem queeren Jugendclub ineinander verlieben. Jurorin Michalina Mrozek würdigte vor allem den Mut der Schauspieler, die Intensität der schauspielerischen Leistung und die Relevanz des Themas. „Noch immer ist es gerade für Jugendliche sehr schwer, in der Schule, von den Freunden und Bekannten und in der eigenen Familie als schwul akzeptiert zu werden- auch das zeigt der Film sehr deutlich“.

„Mensch ärgere dich nicht“ und „Fallknacker – Pizza, Mafia, Mord & Soße“ gewinnen in der Kategorie „Die jungen Teams“
In der Kategorie „Die jungen Teams“ ging der mit 500 Euro dotierte Preis der Jury an den Film „Mensch ärgere dich nicht“. Der 3-minütige Film entstand in einem Filmworkshop der Stendaler Kunstplatte e.V. unter Leitung der Medienpädagogin Franziska Bartsch. Beteiligt waren 11 Mädchen im Alter von 10-14 Jahren, die gemeinsam die Idee entwickelten, das Drehbuch schrieben und den Film umsetzten. Die Jury lobte vor allem die originelle Idee, nämlich das wohl bekannteste Brettspiel Deutschland in einen Realfilm zu überführen. Gewürdigt wurden auch die gelungenen Dialoge und die schauspielerische Leistung der jungen Mädchen.

Der mit 150 Euro dotierte Preis der Kinderjury ging an den knapp 8-minütigen Krimi „Fallknacker – Pizza, Mafia, Mord & Soße“ der Medien AG der Gemeinschaftsschule Saaleschule in Halle, in dem der Mord an einem Pizzalieferanten von vier Detektiven aufgeklärt wird. Unter medienpädagogischer Leitung von Jakob Reiche hatten 12 Kinder der Klassen 5 bis 7 das Drehbuch selbst entwickelt, waren Schauspieler, Kameraleute, Kostümbildner, Requisitenbauer, Drehortscouts und auch am Schnitt aktiv beteiligt.
Mitglieder der Kinderjury waren in diesem Jahr 20 Kinder der Comeniusschule – Förderschule für Lernbehinderte in Magdeburg. Von den 12 in dieser Kategorie nominierten Filmen entschieden sich die Kinder für die rasante Kriminalgeschichte, weil „die Story spannend (ist), die Schauspieler cool und überzeugend und der Film von der ersten Minute an spannend, aber auch lustig ist.“

In diesem Jahr waren insgesamt 93 Kurzfilme, an denen rund 600 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene beteiligt waren, zum 23. Jugendvideopreis Sachsen-Anhalt eingereicht worden. Die Filme gewähren einen einzigartigen Einblick in die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen und zeigen auf vielfältige Art und Weise wie kreativ, mutig und engagiert der Filmnachwuchs im Land ist. Seit 23 Jahren bietet der Jugendvideopreis eine eigene Plattform, um ihre ersten Werke einem großen Publikum zu präsentieren. Der Jugendvideopreis wurde 1994 von den Offenen Kanälen des Landes ins Leben gerufen und wird unterstützt von der Medienanstalt Sachsen-Anhalt, dem Kultusministerium Sachsen-Anhalt, der Landeszentrale für politische Bildung, der Lotto-Toto-GmbH Sachsen-Anhalt und der LAG Jugend und Film.

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