Hattenhorst & von Elsner | Literaturgespräch

Thema: Vertrieben - Erzählungen über die verlorenen deutschen Ostgebiete

6. Dezember 2022 | 60 Min.

Beim Thema Vertreibung und Flucht denken wir heute an Ukrainer, die in den europäischen Nachbarländern Schutz suchen vor dem verheerenden russischen Angriffskrieg. Oder wir erinnern uns an die Flüchtlingskrise von 2015, als die syrische Zivilbevölkerung Opfer eines barbarischen Bürgerkrieges wurde und die Menschen zu Hunderttausenden über die Balkanroute nach Deutschland flüchteten. – Scharf wird darüber gestritten, wie groß die Verpflichtung zu humanitärer Hilfe sein soll und kann, und wo die Grenzen der Aufnahmefähigkeit liegen.Daneben hallt in vielen Familien die Erinnerung an Flucht, Vertreibung und Zwangsumsiedlung vor 77 Jahren nach. Ab Januar 1945 hatten die Flucht vor der Sowjetarmee und die Vertreibung aus den deutschen Ostgebieten sowie der unwiederbringliche Verlust der Heimat für einen Bruch in der Biografie der Betroffenen gesorgt. In einem Viertel Deutschlands sollte die Bevölkerung ausgetauscht werden, Historiker gehen von 12 bis 14 Millionen deutschen Vertriebenen aus, von denen etwa zwei Millionen ums Leben gekommen sind. Wie die Menschen diese traumatischen Erfahrungen in ganz unterschiedlicher Weise verarbeiten, wie sich Einstellungen und vielleicht sogar Erinnerungen verändern und weiter verwandelt von den Nachkommen verarbeitet werden, diskutieren Hattenhorst und von Elsner anhand von drei Büchern:

Marion Gräfin Dönhoff „Namen, die keiner mehr nennt, Ostpreußen – Menschen und Geschichte“, zuerst München 1961, Hamburg 2009 (Rowohlt TB),

Arno Surminski, „Jokehnen oder wie lange fährt man von Ostpreußen nach Deutschland?“, zuerst Hamburg 1978, Berlin 2002 (Ullstein TB),

Christiane Hoffmann „Alles was wir nicht erinnern – Zu Fuß auf dem Fluchtweg meines Vaters“, München 2022.

Gemeinsam ist den Autoren der Blick auf die Vertreibung der Deutschen als Teilgeschehen des Zweiten Weltkriegs: Am Ende des von Joseph Goebbels verkündeten „Totalen Krieges“ sind etwa 50 Millionen Menschen verschiedener Völker aus ihren Heimatgebieten vertrieben.

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